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Von uns für Sie gelesen:

Daniela Krien - DER BRAND

„Meine Helden sind keine Gewinner", hat Daniela Krien einmal gesagt. Dass sie es brillant versteht, ihre Figuren - deren Schicksal ihre Kräfte übersteigt - zu vergegenwärtigen, ist eine Sache des Stils – und des Vermögens, ohne Umschweife Gedanken und Gefühle auf den Punkt zu bringen. Rahel und Peter heißen die Protagonisten ihres Romans, ein in Dresden lebendes Paar, das auf bald 30 Ehejahre zurückblickt und, so scheint es, langsam auf einen unaufgeregten Lebensabend zusteuert. Sie ist Psychologin. Er lehrt als Germanistikprofessor, zunehmend unter den Zeitgeistdebatten leidend, die ihm sein universitäres Dasein vergällen.
Beide planen einen Urlaub in den Ammergauer Alpen, doch kurz vor Reiseeintritt erhalten sie die Nachricht, dass ihr Domizil niedergebrannt ist. Ein Ereignis, das auch die Ehe der beiden in Flammen zu setzen scheint. Ein Zufall bringt es mit sich, dass sich die Urlaubspläne umgehend ändern lassen. Eine Freundin, Ruth, ruft an und bittet Rahel und Peter darum, ihren leicht maroden Hof in der Uckermark zu hüten. Brandenburg statt Oberbayern – das ist die Alternative.

Drei Wochen verbringt man dort, drei Wochen, die den Roman strukturieren und alles, was diese Ehe an latenten Problemen aufweist, schrittweise ans Tageslicht bringen.

Rahel will sich nicht damit abfinden, dass sich Peters sexuelles Verlangen verflüchtigt. Sie leidet unter den Wechseljahren und unter der „launischen Diva“, zu der ihr Körper für sie geworden ist: „Sein feiner Humor kippt nun öfter ins Zynische, und an die Stelle ihrer lebhaften Gespräche ist eine distinguierte Freundlichkeit getreten. Damit einhergehend – und das ist das Schlimmste – hat er aufgehört, mit ihr zu schlafen.“

Rahel graut vor einer Zukunft, in der sie nicht mehr begehrt wird. Gleichzeitig jedoch wirft sie die Flinte nicht ins Korn und will ihren Mann, der sich zu den Pferden und zu seinen Büchern flüchtet, nicht verloren geben.

Daniela Krien ist eine Meisterin des Lapidaren. Was es in einem Ehe- und Familienleben an Verschwiegenem auszuhalten gilt, fängt sie mit einem gnaden-, aber nie mitleidlosen Blick ein. Sie schreibt klar und schnörkellos. Ihre Sprache ist dabei nie banal, sondern immer kunstvoll literarisch. Es wird nie viel gesagt, es teilt sich aber intensiv mit und entfaltet einen Sog. Dabei geht es auch um die Beziehung zur Tochter, die als Drama Queen ständig um Aufmerksamkeit buhlt, während der Sohn komplett in seiner Ausbildung zum Gebirgsjäger aufgeht. Familiendynamik, die viele beim Lesen nachempfinden können.

Der Roman liest sich leicht. Die Geschichte ist auf drei Urlaubswochen konzentriert - jeder Tag ein eigenes Kapitel - mit wenig Aktion, aber emotionaler Dramatik.

Jasmin Schreiber - MARIANENGRABEN

Paulas Bruder Tim ist gestorben und auch zwei Jahre nach seinem Tod weiß sie nicht, wie sie ohne ihn weiterleben soll. Aufgrund ihrer Depression macht sie eine Therapie, kann sich aber nicht wirklich öffnen. Als sie sich eines nachts aufraffen kann, um Tims Grab ohne störendes Publikum zu besuchen, trifft sie auf dem Friedhof auf den 83-jährigen Helmut, der dabei ist, die Urne seiner Freundin auszugraben. Er möchte ein Versprechen einlösen und plant eine Reise in ihre alte Heimat. Paula, die nicht weiß, wohin mit sich selbst, begibt sich zusammen  mit dem Misanthrop auf einen Roadtrip, der ihr dabei hilft, die Trauer zu verarbeiten und die nagenden Schuldgefühle loszulassen. 

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive der trauernden Paula erzählt, deren Leben still zu stehen scheint. Sie hat sich in ihre Trauer zurückgezogen und sieht keinen Grund mehr selbst weiterleben zu wollen. Sie gibt sich zudem die Schuld am Tod ihres Bruders, obwohl oder gerade weil sie nicht da war, als er ertrank. 
Helmut, der bereits Verluste erlitten und nur noch einen Hund an seiner Seite hat, ist der erste Mensch, der sie zu verstehen scheint und dem sie ihre Gefühle offenbaren kann. Auf dem ungewöhnlichen Roadtrip sind sie sich gegenseitig mental oder körperlich eine Hilfe. 

Der Roman handelt von Trauer, vom Sterben, vom Abschiednehmen, aber auch von neuen Perspektiven und vom Mut trotz Schmerz weiterleben zu wollen. Trotz der traurigen Thematik ist das Buch nicht melancholisch oder deprimierend. Die außergewöhnliche Reise ist bewusst unterhaltsam angelegt und führt zu manch absurd-witziger Situation. Das wirkt vielleicht etwas zu gewollt komisch und gekünstelt, driftet jedoch nicht ins Alberne ab. Durch die vielen einfühlsam geschilderten Erinnerungen wird deutlich, wie nahe Paula und Tim sich trotz des großen Altersunterschieds standen. Sie hatten so eine innige Beziehung, dass nachvollziehbar ist, wie schwer Paula vom Verlust gezeichnet ist. Auf dem Roadtrip findet sie wieder zu sich selbst und zur Besinnung, dass sie auch für Tim weiterleben muss, der viel zu früh gestorben ist und noch so viel in seinem Leben hätte erreichen und bewirken können. Berührend sind Paulas Erinnerungen und die Gespräche mit Helmut über das Sterben und auch die Symbolik um das Wasser und den Marianengraben, in den sich Paula so lange hinunter gezogen fühlt, gibt der Geschichte einen roten Faden und macht sie am Ende rund. 

 


Susanne Abel – STAY AWAY FROM GRETCHEN

Sensationell erfolgreicher Debütroman, wochenlang in den Bestsellerlisten und auf der Shortlist des „Lieblingsbuches der unabhängigen Buchhandlungen 2021. Das Rennen machte damals Ewald Arenz „Der große Sommer“ Schmökercafé 2021. 2022 gewann:“Eine Frage der Chemie“ von Bonnie Garmus.

Der Roman „Stay away from Gretchen – eine unmögliche Liebe“ von Susanne Abel spielt auf zwei Zeitebenen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Greta Monderath. Im Sommer 2015 ist sie 84 Jahre alt. Sie wird zunehmend dement, aber in ihren klaren Momenten erzählt sie ihrem Sohn Tom erstmalig von ihrer Kindheit und Jugend in Ostpreußen, die jäh mit Vertreibung zu Beginn des Jahres 1945 endete. Das Ziel der Familie bei ihrer Flucht waren Verwandte in Heidelberg, welches damals von der US-Armee eingenommen war. Der Titel nimmt Bezug auf das Fraternisierungsverbot, das die militärische Führung der US-Streitkräfte erlassen hatte. In diesem Rahmen sollen sich ihre Soldaten selbstverständlich auch von den schamlosen deutschen Frauen fernhalten. Aber nicht nur deswegen ist die Liebe von Greta zum GI Robert Cooper, eine unmögliche Liebe, sondern auch weil er afroamerikanisch ist.

Tom Monderath ist ein bekannter Nachrichtenmoderator im Fernsehen. Nach einigen Jahren im Ausland ist er in seine Heimat Köln zurückgekehrt. Um seine Mutter hat er sich bisher kaum Sorgen gemacht, sie wohnt allein in der elterlichen Wohnung und versorgt sich selbst. Nachdem sie mit dem Auto einen unvorhergesehenen Ausflug gemacht hat, beginnt Tom zu ahnen, dass Greta ihm über ihren Gesundheitszustand einiges vorgeflunkert hat. Sie wird von bestimmten Dingen getriggert, die bei ihr Erinnerungen auslösen und sie dazu veranlassen, ihrem Sohn von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Durch Zufall entdeckt Tom in einem Dokument seiner Mutter das Foto eines kleinen Mädchens mit dunkler Haut. Aufgrund seiner guten Recherchefähigkeiten erfährt er bald mehr über die Herkunft des Kinds und dessen Zusammenhang mit seiner Familie.

 

Das alles verpackt sie in einer berührenden Familiengeschichte. Trotz des bedeutungsschweren Inhalts kommt der Roman sehr leichtfüssig daher, humorvolle Passagen lockern den Text auf. Die Protagonisten sind sich selbst treu und liebenswert – eine zum Weinen schöne Mutter-Sohngeschichte. Von der ersten Seite an, hat die Geschichte eine Sogwirkung, die es einem schwer macht, das Buch zur Seite zu legen., Aber es gibt seit 2022 Gott sei Dank für alle, die von der Geschichte von Greta noch nicht genug haben eine Fortsetzung: „Was ich nie gesagt habe“ – Gretchens Schicksalsfamilie